Am 17. September trafen sich die Vertreter der Caritas-Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe Rheinland-Pfalz zu ihrer Mitgliederversammlung. Vormittags beschäftigten sie sich mit der Bedeutung künstlicher Intelligenz für die Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe. Nachmittags wählten sie - nach dreijähriger Amtszeit des Vorstandes - aus den Reihen der Mitgliedseinrichtungen (das sind die Diözesancaritasverbände Trier, Limburg, Mainz, Speyer und Köln, das katholische Büro Mainz und die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft der Caritasverbände in Rheinland-Pfalz sowie die Geschäftsstelle der CLAG KJ) einen neuen Vorstand.
43 Einrichtungen (32 katholische Träger) haben sich im Oktober 2022 in der Caritas-Landes-Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um sich besser zu vernetzen und auf die Anliegen der Kinder- und Jugendhilfe aufmerksam zu machen. Nach der Begrüßung durch Benedikt Quack, Vorsitzender der CLAG KJ, und Barbara Aßmann, Direktorin des Caritasverbandes für die Diözese Speyer und stellvertretende Vorsitzende, referierten Professor Dr. Michael Macsenaere, zum Thema "KI in der Kinder- und Jugendhilfe", sowie Professor Dr. Isabel Zorn von der technischen Hochschule Köln, zum Thema "KI in der Sozialen Arbeit".
Beide gaben einen informativen und spannenden Einblick in die Zukunft. "KI ist kein Schnupfen, KI wird bleiben", so Professor Macsenaere, KI ist längst kein Zukunftsthema mehr - sie ist Teil unseres Alltags. Ob Chatbots, Bildgeneratoren, KI gestützte Musiksoftware, Schreibassistenten oder personalisierte Lernplattformen: die KI - Technologien entwickeln sich rasend schnell und halten auch Einzug in Bildungs- und Betreuungskontexte. Für die Kinder- und Jugendhilfe bedeutet dies sensationelle neue Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen für das Fachpersonal.
Mit Technik und Kreativität zu experimentieren ist angesagt. In medienpädagogischen Projekten kann KI so nicht nur das kreative Potenzial fördern, sondern auch Medienkompetenz stärken, vorausgesetzt, die Nutzung wird begleitet, reflektiert und verantwortungsvoll eingebettet, so sind sich auch die Referendare einig. Gerade für Jugendliche mit Förderbedarf, sprachlichen Hürden oder geringem Zugang zu Bildungstechnologien kann KI unterstützend wirken. Lern-Apps mit adaptiven Funktionen oder Tools zur Sprachunterstützung können Barrieren abbauen und Teilhabe ermöglichen.
"Die Zeitersparnisse durch KI sind enorm", zeigte Professor Macsenaere am Beispiel von MC Kinsey generativen KI-Lösung "Lilli". "Etwa 30 Prozent Zeitgewinn durch Automatisierung und Entlastung bei Routinearbeiten, wie zum Beispiel Protokolle erstellen, das wäre mein großer Wunsch", sagte Ute Weis, die Geschäftsführerin der CLAG KJ. So könnte man zusätzlich die Qualität steigern und die Kosten effektiver gestalten. "Die Voraussetzung dafür ist jedoch: Fachkräfte müssen wissen, wie diese Technologien funktionieren und wie man sie sinnvoll und vor allem verantwortungsbewusst einsetzt", so Weis.
So vielversprechend die Möglichkeiten auch seien, KI in der Kinder- und Jugendhilfe sei kein Selbstläufer. Themen wie Datenschutz, Urheberrecht, algorithmische Verzerrung und Transparenz müssen bedacht werden. Nicht nur der Zugang zu digitalen Tools, auch die Orientierung im Umgang damit werden benötigt. Pädagogische Fachkräfte stehen hier in der Verantwortung, kritisch zu begleiten, aufzuklären und selbst kontinuierlich zu lernen.
Fazit der beiden Referenten: "Schützen, geben, befähigen", so Professor Zorn, "das Potenzial nutzen, mit pädagogischem Kompass. KI soll unterstützen, das Fachpersonal soll nachprüfen und entscheiden."
Neuen Vorstand der CLAG KJ in Rheinland-Pfalz gewählt
Die CLAG KJ hat im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung am 17. September in Speyer einen neuen Vorstand gewählt. Die Amtszeit des ersten Vorstandes der CLAG KJ endete mit der diesjährigen Mitgliederversammlung. Es gab einen Wechsel beim ersten Vorsitzenden: Auf Benedikt Quack folgte Mariano Lopez. "Herzlichen Dank an Benedikt Quack für die Pionierarbeit in den ersten drei Jahren", sagte Ute Weis. Der neu gewählte Vorstand besteht aus:
Mariano Lopez (1. Vorsitzender), Barbara Aßmann (stellvertretende Vorsitzende), Benedikt Quack, Andrea Ennen, Ute Weis, Laura Tober, Anja Deubel, Rebecca Montes, Milena Hansen, Sonja Zernia, Dirk Herrmann, Klaus Spies, Annette Martin, Michael Puhl und Timo Semmelrogge.
Der frisch gewählte Vorstand bedankte sich für das Vertrauen der Mitglieder und freut sich darauf, die inhaltliche und organisatorische Arbeit der CLAG KJ in den kommenden drei Jahren weiter zu entwickeln. "Die erfolgreiche Aufbauarbeit seit Gründung der CLAG KJ in 2022 werden wir fortführen und gleichzeitig neue Impulse setzen", erklärt Mariano Lopez, neu gewählter erster Vorsitzender. Die Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe seien vielfältig: Fachkräftemangel, finanzielle Stabilisierung der Einrichtungen und Dienste, junge Menschen für einen Beruf in der Kinder- und Jugendhilfe begeistern und Kindern- und Jugendlichen und ihren Familien die Unterstützung zu geben, die sie für ein gelingendes Leben brauchen; zählt er auf.
Stichwort - wer ist die CLAG?
32 katholische Träger mit 43 Einrichtungen und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe in Rheinlandpfalz haben sich im Oktober 2022 in der Caritas-Landes-Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe (CLAG KJ) zusammengeschlossen. Dies unter anderem, um die Vertreter*innen des Landes Rheinland-Pfalz auf die Anliegen der Kinder- und Jugendhilfe aufmerksam zu machen und sich miteinander besser zu vernetzen. Die ambulanten, stationären und teilstationären Einrichtungen in der Kinder- und Jugendhilfe der CLAG KJ beschäftigen Stand Ende 2024 in Rheinland-Pfalz an die 2900 Mitarbeitende auf 1944 Vollzeitstellen.
Die Landesarbeitsgemeinschaft versteht sich als Plattform für inhaltliche Diskussion, Vernetzung und politische Gestaltung in Rheinland-Pfalz. Die Mitglieder sind herzlich eingeladen, sich aktiv in die Arbeit der LAG einzubringen.
Text und Fotos: Sabine Lederle und Justine Köhler
Bildunterschriften:
Gruppenbild 1. Reihe: Barbara Aßmann (stellvertretende Vorsitzende), Benedikt Quack, Andrea Ennen, Ute Weis, Laura Tober, Anja Deubel, Rebecca Montes, Milena Hansen, Sonja Zernia
2. Reihe hinten: Dirk Herrmann, Klaus Spies, Annette Martin, Mariano Lopez (1. Vorsitzender) nicht auf dem Foto: Michael Puhl und Timo Semmelrogge.
Die Referenten Professorin Dr. Isabel Zorn und Professor Dr. Michael Macsenaere sprachen über Möglichkeiten und Grenzen von künstlicher Intelligenz in der Kinder- und Jugendhilfe.